Die Geschichte der Prinzessin Sophie-Dorothea von Ahlden

Ich möchte  Euch eine Geschichte vorlesen, die wie zwar ein Märchen klingt, aber dennoch keines ist, denn sie hat kein glückliches Ende.  Sie hat sich aber wirklich ereignet.  Dazu habe habe ich diese Bilder gemalt.

Das Schloss  Celle
Das Schloss Celle

 

 

 

 

Das Schloss in Celle

 

Hier lebten die Eltern von  Sophie-Dorothea

und hier verbrachte sie ihre Kindheit.

 In einer wolkenreichen Nacht, in der der Mond nur selten ein fahles Licht auf die Erde warf, saß eine Prinzessin am Ufer eines Flusses und mit ihr zusammen zwei majestätische Silberreiher. Sie waren Freunde geworden in den langen Jahren, in denen sie den Platz am Wasser teilten. Viele Sommer und Winter waren schon ins Land gegangen und die beiden Reiher spürten immer wieder ihre Trauer, Verzweiflung und Einsamkeit, wenn sie sich am Wasser trafen. Sie hatten noch nie miteinander gesprochen, saßen immer nur schweigend zusammen.

 

An diesem Abend aber sprach sie zu ihnen: Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen. Sie hat sich wirklich so zugetragen und sie hatte kein glückliches Ende.

 

 

 

 

 

 

 

 Der Herzog

 

Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg

 

verliebte sich in die schöne  Eleonore d’Olbreuse

 

Vor langer Zeit wurde in Celle an der Aller ein Mädchen geboren und niemand konnte ahnen, das sie einmal als die "Prinzessin von Ahlden" in die Geschichte eingehen würde. Beginnen wir aber die Erzählung mit dem Tag, als ihre Eltern sich kennenlernten.

 

Es lebte zu dieser Zeit in Celle ein Herzog mit dem Namen Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg. Er war ein wohlhabener Mann und er war von hohem Stand. Eines Abends saß er in seinem Schloss und dachte über seine Zukunft nach. Es war etwas passiert, was sein Leben verändern würde. Er hatte sich unsterblich in eine schöne Frau verliebt.

 

Georg Wilhelm aber hatte sich seinem Bruder Herzog Ernst-August von Hannover gegenüber verpflichtet, nicht zu heiraten und keine Kinder zu bekommen. Sein Bruder sollte dafür seine Aufgaben übernehmen. Georg Wilhelm wollte frei sein von adligen Verpflichtungen. Er hatte andere Interessen, liebte das ungebundene Leben, das Reisen und gesellschaftliche Vergnügungen.

 

 

Der Name seiner großen Liebe war Eleonore d’Olbreuse. Sie war nicht von seinem Stand und fürstlichem Blut. Eleonore stammte aus einer Hugenotten-Familie des französichen Landadels. Er war so unsterblich verliebt, daß er sich über die Abmachung hinwegsetzte. Dafür mußte er aber seinem Bruder ein anderes Versprechen geben. Da die Einlösung in weiter Ferne schien, verdrängte und vergaß er es wieder.

 

So heiratete er Eleonore d’Olbreuse zwar nicht sofort, doch bekamen sie eine Tochter. Sie liebten sie über alles und sie blieb ihr einziges Kind. Ihr Name war Sophie-Dorothea.

 

 

 

 

 

 

 

Glückliche Kindertage

 

Prinzessin Sophie-Dorothea

 

 

 

 

Es war ein trauriger Tag als die Prinzessin

das Schloss in Celle verlassen mußte

 

 

 

 

Das in Hannover gelegene Leineschloss diente als Wohnsitz für die fürstliche Familie und ihren Hofstaat.

 

 

 

 

 

 

 

Die  Prinzessin Sophie-Dorothea und ihre beiden Kinder.

Ihre Sohn Georg August und die Tochter die den Namen ihrer Mutter trägt.

 

 

 

 

 

 

 

Von Zeit zu Zeit wurde im Großen Garten in Herrenhausen Karneval gefeiert

 

 

 

 

 

Über vier Jahre lang schrieben die beiden sich Briefe und fanden immer wieder Zeit für ein heimliches Treffen.

 

 

 

Sie glaubte immer, wenn ihr Sohn Georg groß wäre, würde er kommen und sie aus der Verbannung befreien. Aber er kam nicht.

 

Steife Hofbedienstete und langweilige Hofdamen gaben ihr nur wenig Trost in ihrer Einsamkeit. Tagaus, tagein stand sie am Fenster, sah hinaus auf die Felder und Wiesen. Das Leben im Schloss war einsam und eintönig und mit den Jahren wurde die Erinnerung an ihre Kinder, ihre Eltern und die große Liebe Königsmark immer schwächer. Doch träumte sie manchmal, dass ihr Sohn Georg, wenn er einmal erwachsen wäre, kommen und sie aus der Verbannung befreien würde. Aber es geschah nicht und so vergingen die Jahre und ihr Herz wurde zu Stein.

 

 

Ihre Tochter Sophie Dorothea heiratete den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen. Sie wurde Königin und Mutter vom Preußenkönig Friedrich dem Großen. Dorotheas geschiedener Gemahl Georg Ludwig wurde Kurfürst von Hannover und später König Georg I. von England. Ihr Sohn folgte dem Vater als Georg II. auf den Thron.

 

Auf fast allen Ahnentafeln der Fürstenhäuser Europas steht ihr Name als Ahnfrau. Sie hätte mit den mächtigen Fürsten Europas und Königshäusern an einem Tisch sitzen können. Doch so verbrachte sie über dreißig Jahre ihres Lebens als Gefangene in der Verbannung. Die Geschichte der Prinzessin Sophie Dorothea war geprägt von Lieblosigkeit, Einsamkeit und Machtstreben, Intrigen und Haß ihrer Zeit.

 

 

 

 

Erst im Mai jenen Jahres fand die Prinzessin ihre letzte Ruhestätte in der Familiengruft in der Stadtkirche St. Marien zu Celle. Die Beisetzung fand heimlich mitten in der Nacht statt.

 

Sie verstarb an einem dunklen Novembertag kurz vor Mitternacht im Schloß zu Ahlden. Sogar noch nach ihrem Tode ging man grausam mit ihr um.

 

Ihr geschiedener Ehemann untersagte als Köning von England ausdrücklich jegliche Trauerbezeugung. Die Prinzessin wurde in einen Bleisarg gelegt und aufgrund schlechter Witterung im Keller des Schlosse abgestellt und mit Sand zugeschüttet. Im Januar kam aus London der Befehl, sie ohne irgendwelche Zeremonien auf dem Friedhof von Ahlden zu begraben. Aufgrund wochenlanger schwerer Regenfälle war auch das unmöglich. So blieb der Sarg im Keller.

 

Erst im Mai jenen Jahres fand Sophie Dorothea ihre letzte Ruhestätte in der Familiengruft in der Stadtkirche St. Marien zu Celle. Bei Nacht und Nebel schaffte man ihren Sarg mit einem Fuhrwerk nach Celle. Die Beisetzung fand heimlich mitten in der Nacht statt. So endet eine sehr traurige Geschichte.

 

Ihr Geist aber, mit all seinen Träumen, Trauer und Liebe blieb hier in Ahlden zurück. Man erzählt sich, daß in dunklen Mondnächten zwei silberne Reiher am Leineufer stehen und ein helles Licht am Wasser zu sehen ist.